Meine Rede bei der Berliner #Artikel13Demo

Mein Name ist Katharina Nocun. Ich bin Buchautorin und habe einen eigenen Podcast. Ich bin also eine dieser Urheberinnen, von denen so häufig die Rede ist. Und ich bin wütend. Denn ich habe es genauso wie viele andere Urheber auch satt, dass die Befürworter dieser Reform Leute wie mich vorschieben und behaupten, sie würden in unserem Interesse handeln. Denn das tun sie nicht. Diese Reform ist nicht im Sinne der Urheber. Und deshalb möchte ich Euch im Namen vieler Autoren und Journalisten danken, dass ihr heute hier seid und auch auch für unsere Freiheit kämpft.

Technik-Experten sagen durch die Bank weg: Wer Uploadfilter verpflichtend macht riskiert, dass vollkommen legaler Content mit gesperrt wird. Das bedeutet für News-Formate wie meinen Podcast, weil ich viel mit Zitaten arbeiten: Ich riskiere, dass die Arbeit von Tagen und Wochen für die Tonne war. Unter solchen Bedingungen muss ich mir zukünftig vielleicht auch überlegen, ob ich diesen Podcast überhaupt noch in dieser Form weiterführen werde. Und das muss man sich mal klar machen: Ein Urheberrecht, das Urheber daran hindert vollkommen legalen Content auf Plattformen wie Spotify oder Youtube zu veröffentlicht, ist so was von über das Ziel hinausgeschossen, dass es einfach nur noch in die Tonne gehört.

Da fragt man sich ja als Urheber schon: Was sagen eigentlich unsere Verwertungsgesellschaften dazu? Die GEMA hat auf Twitter kürzlich allen Ernstes folgendes rausgehauen: „Künstliche Intelligenz kann (…) sogar selbstständig einparken. Da sollte es ein leichtes sein, zwischen Original und Parodie zu unterscheiden.“ Bei solchen Statements von echter Axel-Voss-Qualität weiß ich echt nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man das verstehen kann – und beide sind schlimm. Erstens: Entweder hat die GEMA überhaupt gar keinen Plan, was sie da anrichtet. Oder zweitens: Es ist ihnen schlichtweg egal. Ich glaube ja: Der Gema, die angeblich im Namen aller Musik-Urheber spricht, ist es egal, dass sie damit mal eben ein ganzes Biotop an kreativen Projekten platt macht. Und riskiert die Existenzgrundlage vieler kleiner Urheber zu vernichten. Frei nach dem Motto: Hauptsache die großen Verlage und Labels profitieren. Ich sage Euch: Wer solche Verwertungsgesellschaften als „Freunde“ hat, braucht als Urheber echt keine Feinde mehr.

Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Diese Reform ist nich im Sinne der Urheber. Über Artikel 12 soll die pauschale Verlegerbeteiligung wieder eingeführt werden. Ich sage Euch einmal, was das für viele Freie Journalisten und Freie Autoren ganz konkret bedeutet. Das bedeutet bei vielen ein Monatsgehalt weniger. Und da frage ich mich, wie kann man so dreist sein und sich hinstellen und wie Axel Voss behaupten, diese Reform sei im Sinne der Urheber. Fakt ist: Viele Freie Autoren werden bei dieser Reform die Verlierer sein. Diese Reform ist einzig und allein ein Geschenk an die großen Verlage und Labels. Dazu sagen wir mit gutem Grund: Nein Danke.

Leute, lasst Euch nix einreden. Viele Urheber sind megadankbar dafür, dass ihr heute hier seid. Wir kämpfen diesen Kampf zusammen. Was wir hier machen ist Notwehr. Diese Urheberrechtsreform bedroht unseren Lebensraum. Mag sein, für einige große Verlage geht es um sehr viel Geld. Aber für uns steht noch etwas viel kostbareres auf dem Spiel. Es geht um unsere kreative Freiheit. Das Internet ist Teil unsere Kultur. Und die lassen wir uns nicht wegnehmen. Ich als Urheber hab keinen Bock darauf, allein deshalb unter Generalverdacht gestellt zu werden, weil ich etwas hochlade. Und ich denke so geht es vielen von Euch hier auch.

Ich bin Urheber und ich habe einen Traum. Ich will ein Urheberrecht, das Meinungsfreiheit fördert und nicht als Zensur-Instrument missbraucht wird. Ein Urheberecht, das auch kleinen Künstlern nützt und nicht nur den großen Labels. Ein Urheberrecht, das Remix-Kultur fördert statt sie zu kriminalisieren. Und ich glaube, ich weiß, das geht. Wir müssten es nur einfordern. Und wenn ich Euch hier so sehe, dann weiß ich: Wir können das schaffen. Wir werden das schaffen.

Liebe EU-Abgeordnete, die ihr das hört. Wir verlangen nicht viel. Wir wollen keine blumigen Wahlversprechen. Wir wollen keine Beschwichtigungen. Davon hatten wir schon genug. Wir wollen ein klares „Nein“. Nein zu Artikel 11,12 und 13. Nein zu dieser Urheberrechtsreform.

Ich habe eine Idee. Lasst und hier und heute gemeinsam etwas versprechen. Ja, wir werden bei der Europawahl im Mai und auch danach wählen gehen. Und wir werden uns davor ganz genau ansehen, wer bei der Entscheidung über diese Reform wie abgestimmt hat. Unsere Botschaft muss lauten: Wer kein klares Nein abliefert, der bekommt unsere Stimme in Zukunft nicht mehr. Lass uns alles daran setzen, dass Axel Voss und die CDU sich noch wünschen werden, wir wären nur Bots.

Vielen Dank.

(Beitragsbild: „Stop ACTA 21“ CC BY 2.0 Martin Krolikowski)


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Ein Kommentar

  1. Ich denke, man kann nur dies alles Rückgängig machen wenn die junge Generation weiter politisch am Ball bleibt. Man sieht nun schon wie mit Artikel13 und dem Urheberrecht versucht wird kritische Inhalte zu unterdrücken. Wie schon Birgitta Jonsdottir vor ein paar Jahren beim Townhall Meeting bei der MSC einem Beamten der Obama Administration sagte, dass zwar alles demokratisch kontrolliert wird. Aber am Ende kann demokratisch auch ein Undemokrat an die Macht kommen. Was wäre wenn so sagte sie prophetisch ein Donald Trump Präsident wird und den Zugriff auf alles hat.

    Ähnliches sieht an nun auch in Ungarn oder Polen oder in der Tschechischen Republik. Und auch in Deutschland spitzt sich vieles zu. Wenn man sieht,wie die Sicherheitsbehörden die Abfrage von Daten missbrauchen und Sicherheitsbehörden teils Leute haben die mit rechtem Gedankengut konform gehen, wird einem Bange. Daneben sah man schon immer das Konzerne bereit sind, sei es in China oder auch in anderen Staaten für wirtschaftliche Vorteile Daten zu gerne an Regierungen herauszugeben und bereitwillig den Vorgaben von solchen Regierungen bei der Zensur zu folgen. Man muss sich nur Google Maps und die Ukrainische Ausgabe und die russische Ansehen. oder die Berichte zu China.

    Wenn nun schon Forderungen kommen, das man weitere Dinge Zensieren soll, man Terrorinhalte sperren muss und dabei keine einheitliche transparente Definition besitzt, sieht man die Büchse der Pandora ist schon offen. Das wichtigste wird je mehr sein, dass eine junge Generation bei dem Thema weiter am Ball bleibt. Sie muss politisch aktiv werden und bleiben. Demonstrieren und wählen und sich engagieren sei es in Parteien die dass Thema vorne auf den Fahnen haben oder vernetzt in NGOs. Aber am Ende braucht es den Druck und die Verlängerung in die Parlamente und dafür braucht man Kraft, Ausdauer und Mut. Denn es ist ein langer Weg den man da gehen muss – aber wir alle haben dabei keine andere Wahl, wenn wir das Netz und die Freiheit im und durch das Netz verteidigen wollen und müssen.

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